Geschichte der ABG Meggen
Anfangs 1991, als der zweite Golfkrieg im Irak und die Jugoslawienkriege im westlichen Balkan begannen, flohen viele Menschen aus den Kriegsgebieten in den Westen, auch in die Schweiz. Die Gemeinden wurden verpflichtet, Asylsuchende aufzunehmen. Meggen hatte zu wenig leeren Wohnraum und fragte die reformierte Kirchgemeinde an, einen Pavillon auf deren Land stellen zu dürfen.
Der damalige Pfarrer Bruno Bassi wollte nicht nur Land, sondern auch menschliche Kontakte und konkrete Unterstützung anbieten. Er suchte Freiwillige, die bereit waren, den Asylsuchenden behilflich zu sein, sich in ihrer neuen Umgebung zurecht zu finden und sich zu integrieren.
Im September 1991 fand die erste Sitzung mit allen Interessierten statt. Dabei wurden erste Zielsetzungen und Handlungsvorstellungen diskutiert, erste Einsätze koordiniert und Grundsätze für die Arbeit festgelegt. Die Asylbegleitgruppe (ABG) Meggen, Adligenswil, Udligenswil war geboren.
Eigentlich waren sich die Mitglieder der Gruppe einig, sich nicht politisch zu betätigen. Die Erfahrungen im Engagement für die Geflüchteten zeigte aber vor allem im Kontakt mit den staatlichen Institutionen bald, dass ein solches Engagement nicht ohne politische Wirkung blieb. Amtsstellen und öffentliche Verwaltungen waren nicht so sehr am Einzelschicksal interessiert und oft überfordert oder nicht willens, genauere Abklärungen und entsprechende Entscheide zu fällen. Da galt es genau hinzuschauen und wenn nötig zu widersprechen. Dies wurde als politisches Handeln angesehen.
Aus dem Engagement heraus entstand bald die Vernetzung mit kantonalen politischen Stellen, mit privaten Institutionen im Asylbereich wie der Caritas und des Luzerner Asylnetzes, mit Gemeindebehörden, mit JuristInnen, mit den Schulen, Lehrpersonen, ÄrztInnen, Vereinen, usw. Der Aufwand für die Unterstützung der Asylsuchenden und Geflüchteten nahm stetig zu. Das Engagement der ABG sprach sich herum, es kamen weitere Freiwillige dazu.
Konkrete Sachhilfe, finanzielle Nothilfe, unentgeltliche zahnärztliche Behandlungen, juristische Unterstützung, unzählige Begleitungen zu verschiedensten Amtsstellen, Schulanlässen, offiziellen Terminen und vieles mehr: All das wird über die ABG angeregt, vermittelt, koordiniert oder selber an die Hand genommen.
Da Integration wesentlich mit dem Verstehen der fremden Sprache verknüpft ist, haben Mitglieder der ABG immer wieder Deutschkurse angeboten.
Ziel war und ist es, die Integration vor Ort zu unterstützen, die Asylsuchenden zur Eigenständigkeit zu führen und ihnen zu vermitteln, dass sie bei uns mit Würde und Achtung behandelt werden. Einschüchterungsversuche und entwertendes Benehmen von verschiedenen Seiten, fremdenfeindliche Anwürfe oder Ausschaffungsbefehle gegenüber Menschen, die uns ans Herz gewachsen sind, gehören ebenfalls zu den Erfahrungen in der Arbeit mit Asylsuchenden und Geflüchteten. Gemeinsam sind solche Erlebnisse besser zu tragen.
Aus organisatorischen Gründen und aufgrund der Anforderungen hat sich die Asylbegleitgruppe der drei Gemeinden allmählich in zwei Gruppen aufgeteilt. Aus Afghanistan, das seit 2001 im Krieg unter der Führung der USA gegen die extremistischen Taliban stand und aus Syrien aufgrund des Bürgerkriegs ab 2011 kamen nach der Jahrtausendwende wieder vermehrt Flüchtlinge in die Schweiz. Zudem stieg die Zahl der Menschen aus Nordafrika, die wegen der Perspektivenlosigkeit und wirtschaftlichen Notlage übers Mittelmeer nach Europa kamen und um Asyl ersuchten.
Um die Unterstützung dieser steigenden Zahl von Geflüchteten zu bewältigen, entstand neben der Asylbegleitgruppe Meggen in Adligenswil die „Schwesterorganisation“, die 2017 zum Verein Asylbegleitgruppe Adligenswil aba geworden ist.
Im Wesentlichen leben diese beiden Asylbegleitgruppen mehr als 30 Jahre später von den gleichen Ideen, Grundsätzen, Zielen und Angeboten wie bei der Entstehung.